Sie tun nichts lieber, als sich vermehren, mit Sauerstoff verbinden oder bestehende Verbindungen zerstören. Was sie anrichten, hinterlässt oft einen üblen Geruch, nimmt gelbliche bis bräunliche Färbung an. Die Rede ist von Bakterien, Hefen und Pilzen, die so klein sind, dass man sie mit blossem Augen nicht entlarven kann. So lange sie draußen im Garten ihr Unwesen treiben, ist das der wunderbare Lauf der Natur. Doch spätestens im Badezimmer enden die Zugeständnisse. Die eigene Creme muss selbstverständlich auch bei täglichem Fingerkontakt und subtropischen Temperaturen rein und perfekt wirksam bleiben.
Das sehen die Kosmetikhersteller genauso. Mit immer raffinierteren Verpackungen, Spenderflakons, Gratis-Spatel und Vakuum-Tuben setzen Sie alles daran, den Inhalt von Pflegeprodukten im „Härtetest Alltag“ so sauber wie möglich zu halten. Im besten Fall reicht die Auswahl der Inhaltsstoffe oder der niedrige Säuregrad einer Formulierung schon aus, um vermehrungswilligen Keimen den Nährboden zu entziehen:
Rasierwässer und Parfums beispielsweise sind wegen ihres Alkoholgehalts wenig anfällig für Verderb. Haarentfernungsmittel kommen aufgrund ihres hohen pH-Wertes in der Regel heil über die gesamte Anwendungsdauer. Auch wasserfreie Puder und in Spraydosen gepresste Haarstyler kippen durch täglichen Gebrauch nicht um.
Wasserhaltige Formulierungen jedoch oder solche mit einem hohen Anteil an Eiweißverbindungen sind ein gefundenes Fressen für Keime und Bakterien. Damit sich Cremes, Lotionen, Shampoos und Mascara trotzdem weder zersetzen noch verfärben oder gar gesundheitsschädliche Abbauprodukte bilden, holen sich Kosmetikentwickler Unterstützung aus dem Chemielabor. Etwa 50 Konservierungsstoffe sind derzeit europaweit zur Frischhaltung kosmetischer Mittel zugelassen. Jeder einzelne Haltbarmacher durchläuft – im Falle neuer Erkenntnisse sogar mehrmals – umfangreiche Prüfungen, bevor er von einem unabhängigen wissenschaftlichen Komitee für sicher und verträglich befunden wird.
Oftmals entscheiden sich Kosmetikentwickler für einen Mix aus mehreren Konservierungsmitteln, um verschiedenste Mikroorganismen gleichzeitig in Schach zu halten. Weil aber Keimvernichter unter Umständen die Haut reizen können, mischen die Hersteller immer nur soviel dazu wie unbedingt nötig. Da hilft es, dass bereits die Rohstoffe nach besonderen mikrobiologischen Kriterien ausgewählt und das Anrühren und Abfüllen von Haut- und Haarpflegemitteln grundsätzlich unter hygienischen Bedingungen erfolgt.
Und trotzdem sind Konservierungsmittel beim Verbraucher nicht sonderlich beliebt. Auch in wissenschaftlichen Erhebungen treten sie, vor allem bei empfindlicher und vorbelasteter Haut, immer wieder als Allergieauslöser hervor. Dabei können prinzipiell alle in einem Pflegeprodukt vorhandenen Inhaltsstoffe die Haut röten, ein Kribbeln oder Juckreiz verursachen – egal, ob sie natürlicher Herkunft sind, synthetisch oder mit biotechnologischen Verfahren gewonnen wurden. Um dieses Risiko möglichst gering zu halten, findet heute kein Beauty-Produkt mehr den Weg ins Regal, das nicht vorher gründlich auf Verträglichkeit getestet und für gesundheitlich unbedenklich erklärt wurde. Zusätzlich finden sich unter „INCI“ alle Inhaltsstoffe in absteigender Konzentration auf Produkt oder Umverpackung. So können Allergiker mit Hilfe der international einheitlichen INCI-Nomenklatur Hautcremes und Bodylotions wählen, die sie bestens vertragen – lange bevor sich die ersten Eindringlinge in den Tiegel wagen.