Insbesondere die italienischen Städte Venedig, Florenz und Genua spielten für die Entwicklung der modernen westlichen Parfümerie die größte Rolle und speziell die Lagunenstadt Venedig wurde im 14. Jahrhundert das erste Zentrum des europäischen Parfüms.
Florenz war durch das Mäzenatentum der Adelsfamilie Medici, die ihr Geld anfänglich in der Textilbranche machte, für Künstler und neue künstlerische wie modische Entwicklungen sehr offen. Dennoch waren es Venedig und Genua, die durch zurückkehrende Kreuzritter und Handelsbeziehungen mit der Duftwelt des Orients, Afrikas und Asiens noch vor Florenz mit dieser in Berührung kam. Waren es in Florenz zu Beginn dominikanische Mönche, die etwa seit dem 13. Jahrhundert Mixturen wie das schon zu Römerzeit beliebte Rosenwasser herstellten, entstand die Parfümerie in Venedig und Genua aus dem Handel. Dabei hatte aus Sicht der Parfümerie Venedig häufig den besseren „Riecher“. Venedig erzielte oft bessere oder sogar freie Handelsvereinbarungen, von denen dann auch die Parfümeure ganz wesentlich profitierten, weil Duftstoffe die aus dem Orient, Afrika und Asien importiert wurden für die Parfümherstellung günstiger erworben werden konnten.
Bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts hatte man in Venedig luxuriöse Parfüms aus dem Orient erhalten, von denen man lernen konnte, wie zusammengebrachte Duftstoffe in ihrer Herrlichkeit riechen konnten. Die Parfüms, die man in Venedig kennenlernte, kamen aus Byzanz (Konstantinopel). Das Handelsgeschick der Venezianer führte zu wertvollem Wissen, was zur Chance für die heimischen Parfümeure wurde. Man begann vermehrt zu experimentieren, was zum Durchbruch bzw. Wiederentdecken der alkoholischen Parfümerie führte. Inspiriert durch die Duftexperimente venezianischer Parfümeure brachte die Königin von Ungarn (1326–1361) mit Hilfe ihres Priesters im 14. Jahrhundert „Aqua Reginae Hungariae“ oder – wie der Duft auch genannt wurde – „Ungarisches Wasser“ auf den Markt. 400 Jahre – bis zum Verlorengehen seiner Rezeptur – beherrschte der Duft den europäischem Markt und ist bis heute das am längsten verkaufte Parfüm aller Zeiten. Diesen Rekord könnte das Cologne von Farina, heute „Farina 1709“ genannt, im Jahr 2109 brechen. Es geht auf Johann Maria Farina (1685–1766) zurück, der eines der ersten Dufthäuser in Köln gründete und 1709 sein Eau de Cologne unter gleichem Namen in den Handel brachte.
Das Besondere am „Ungarisches Wasser“ war seine klare alkoholische Lösung von 95 % Alkohol, die eigens für das Parfüm verwendet wurde. Heute würde man sagen, dass es sich um ein Eau de Cologne oder um ein sehr leichtes Eau de Toilette handelte. Das passte gut in den Trend der damaligen Zeit, weil es auf Einsteck- und Taschentücher gegeben werden konnte und beide Geschlechter gleichermaßen mit seinem Duft beglückte. Hauptbestandteil des Parfüms war Rosmarin, damals die Pflanze der ewigen Treue. Leider ging die exakte Parfümrezeptur im 18. Jahrhundert verloren.