Wie funktioniert Haarstyling?
Zum Haarstyling gehört das Formen der Haare und das anschließende Finish, das die Frisur dauerhaft in Form halten soll. Die unterschiedlichen Stylingmittel haben dabei die Aufgabe, die Haltbarkeit von Locken und Wellen zu unterstützen, der Frisur Volumen zu geben oder Haarschnitte besonders hervorzuheben. Andere sorgen dafür, dass die Frisur oder einzelne Haarpartien lange in Form bleiben. Grundbestandteile in Styling-Produkten sind Filmbildner, Wachsester, Emulgatoren, Lösungsmittel, Tenside, Glanzgeber, Gelbildner und Weichmacher. Zur Abrundung werden zusätzlich Parfumöle und gelegentlich Farbstoffe oder auch Pflegestoffe beigefügt. Oft haben solche Produkte weitere Eigenschaften wie Feuchtigkeitsspeicher, Glanzverstärker oder Thermoschutz.
Filmbildner
Natürliche oder synthetische Filmbildner (Polymere) geben in erster Linie Festigkeit. Sie verhindern, dass Feuchtigkeit ins Haar eindringt und die Frisur auch dann in Form halten, wenn der Wind hindurchfährt. Filmbildner sind Substanzen, die sich an die Haare anlagern. Sie sind wesentlich für das Zustandekommen eines „Films“, im Sinne eines dünnen Überzugs. Das funktioniert ganz ähnlich wie bei einer Lackierung. Nicht flüchtige, viskose (d. h. zähflüssige, harzartige) und flüchtige Bestandteile, die leicht verdunsten, wie z.B. die Lösemittel Alkohol und Wasser, sind dabei miteinander kombiniert.
Das Ziel: Frisuren sollen fixiert werden, aber dennoch flexibel und formbar bleiben. Filmbildner haben gleichzeitig die Aufgabe, das Haar vor äußeren Einflüssen zu schützen. Außerdem verhindern sie durch die antistatische Wirkung eine Aufladung der Haare und erleichtern die Kämmbarkeit. Das ist nicht zuletzt bei bereits stark beanspruchtem, trockenem oder krausem Haar von Bedeutung. Beispiele für Filmbildner in Haarsprays sind Polyvinylalkohol, PVP (Polyvinylpyrrolidon) und PVP/PVA (Polyvinylpyrrolidon/Polyvinylacetat). Mischungen aus PVP und PVA beispielsweise kommen als Filmbildner in Haarsprays, Sprühhaarfestigern oder Haargelen zum Einsatz. Schellack wird aus den harzigen Ausscheidungen der in Südostasien beheimateten Lackschildlaus gewonnen und daher als natürlicher Filmbildner bezeichnet.
Wachsester
Wachsester sind beispielsweise im Talg der menschlichen Haut, dem Hautfett, enthalten, der vor allem aus Triglyceriden, Wachsestern, Fettsäuren und so genannten Squalenen besteht. Talg wird von speziellen Talgzellen (Sebozyten) innerhalb der Talgdrüsen gebildet und zum Schutz der Haut an die Hautoberfläche abgegeben. Bei vielen Pflanzen beschichten Wachsester die Blattoberfläche und verhindern so eine zu starke Verdunstung. Sie dienen als Austrocknungsschutz. Wachsester fungieren außerdem als Speicherfette in bestimmten Bakterien. Diese sind dem flüssigen Wachs der Jojoba-Pflanze (Simmondsia chinensis) sehr ähnlich. Jojoba-Wachs, gemeinhin als Jojobaöl bezeichnet, ist Bestandteil vieler kosmetischer Produkte. Auch im Fett bzw. Öl mancher Fischarten wie „Butterfisch“ oder „Buttermakrelen“ (Lepidocybium flavobrunneum und Ruvettus pretiosus) sind schwer verdauliche Wachsester in größeren Anteilen von bis zu 90 Prozent enthalten.
Als Ester bezeichnet man eine Gruppe von Stoffen, bei der eine Säure und ein Alkohol eine chemische Verbindung eingehen. Wachsester sind Ester von Speisefettsäuren mit unverzweigten Fettalkoholen.
Emulgatoren
Öl und Wasser sind aufgrund ihrer unterschiedlichen Polarität nicht ohne weiteres miteinander mischbar. Die Moleküle stoßen sich ab und die beiden Flüssigkeiten entmischen sich von selbst. Emulgatoren sind in der Lage, sie in einer stabilen Mischung zu halten. Ihre Moleküle besitzen ein Ende, das Wasser anzieht, und einen Teil, der Fett anzieht. Auf diese Weise halten sie die unterschiedlichen Flüssigkeiten in einer fein verteilten Mischung. Der bekannteste Emulgator ist das Lecithin aus dem Ei, das als Emulgator in der Küche beispielsweise für Mayonnaisen verwendet wird. Auch in Kosmetikprodukten werden Emulgatoren eingesetzt, um die gewünschten Substanzgemische zu erzeugen und sie stabil zu halten.
Lösungsmittel
Lösungsmittel sind Flüssigkeiten wie Wasser, Alkohol oder flüssige organische Stoffe, die dazu dienen, andere Stoffe (Gase, andere Flüssigkeiten oder Feststoffe) zu lösen oder zu verdünnen, ohne diese Substanzen oder sich selbst chemisch zu verändern. In Haarstylingprodukten dienen sie dazu, die Wirkstubstanzen aufzunehmen und fein verteilt auf das Haar aufbringbar zu machen. Verdunstet das Lösemittel, meist Alkohol und Wasser, bildet sich ein mehr oder weniger fester Film.
Tenside
Tenside besitzen mehrere unterschiedliche Eigenschaften. Es sind Stoffe, die beispielsweise die Oberflächen- bzw. die Grenzflächenspannung von Flüssigkeiten wie Wasser herabsetzen. Die bekanntesten Anwendungen von Tensiden sind Waschmittel. Tensidmoleküle besitzen einen polaren (geladenen) Teil und einen unpolaren (ungeladenen) Teil. Der polare Teil zieht Wassermoleküle an, der unpolare lagert sich z.B. an Fett- oder Feststoffe an. Auf diese Weise können unbenetzbare Stoffe benetzt oder in Wasser gelöst werden. Darin liegen die waschaktiven Eigenschaften dieser Substanzen begründet.
Tenside erfüllen aufgrund ihrer unterschiedlichen Eigenschaften ganz unterschiedliche Zwecke. Sie können säubern, Schaum erzeugen und benetzen, aber auch als Emulgatoren wirken oder dispergieren. Alle Tenside besitzen mehrere dieser Fähigkeiten, allerdings in unterschiedlicher Stärke. Die einen können besser säubern, schäumen und benetzen, andere sind besser zum Emulgieren geeignet. Die Eigenschaften eines Tensids sind abhängig von seiner elektrischen Ladung.
In Haarstylingprodukten kommen vor allen Dingen kationische Tenside zum Einsatz. Diese tragen am wasserliebenden Ende eine positive Ladung. Ihr Plus: Sie besitzen ein gutes „Aufziehvermögen“, ihre positive Ladung lagert sich an die negative Ladung der Haare an. Auf diese Weise sind sie in der Lage, Haare zu glätten sowie Kämmbarkeit und Glanz des Haars zu verbessern. Im Haarstylingmittel helfen Tenside außerdem bei der Schaumbildung.
Glanzgeber
Gesundes Haar hat eine glatte Oberfläche, die Licht reflektiert – so entsteht der natürliche Glanz des Haares. Dieser kann durch verschiedene Einflüsse gemindert werden. Die tägliche Haarwäsche, das Styling und die Föhnhitze können die Haaroberfläche aufrauen, gewisse Stylingmittel wie Gele können den Haarglanz unbefriedigend erscheinen lassen. Um diesen zu verstärken oder aufgerautem Haar wieder zurückzugeben, werden Stylingmitteln deshalb zum Teil so genannte Glanzgeber beigegeben. Dabei kann es sich beispielsweise um mikrofeine Partikel handeln, die sich um das Haar legen, Unebenheiten der Haaroberfläche glätten und das Licht reflektieren. Auch Proteine mit kationischem Charakter z. B. aus der Milch besitzen eine Affinität zum Haar und werden als Glanzgeber in Haarpflegemitteln eingesetzt.
Eine Reihe von weiteren Additiven ist in der Lage, den Haarglanz zu verbessern. Dazu gehören wasserabweisende Stoffe wie flüssige Paraffine, Isoparaffine, Silikonöle oder wasserliebende Substanzen wie mehrwertige Alkohole, insbesondere Glycerin oder Propylenglykol.
Gelbildner
Bei einem Gel sind eine feste und eine flüssige Phase fein miteinander vermischt. Der Gelbildner dient dabei als Verdickungsmittel. Er baut ein Netzwerk auf, in dem die Flüssigkeit gebunden ist. Viele Gelbildner kommen aus der Stoffgruppe der Polysaccharide (Mehrfachzucker) und sind pflanzlicher Herkunft wie Alginate aus Seetang oder Guaran aus Guarkernmehl. Wichtige anorganische, mineralische Gelbildner sind Bentonit und Kieselsäure. Letztere kommt in der Natur in Kieselalgen und Schachtelhalmen vor. Als Kieselsäuren werden die Sauerstoffsäuren des Siliziums bezeichnet. Bentonit ist ein tonhaltiges Gestein, das durch die Verwitterung vulkanischer Asche entstanden ist. Der wichtigste Bestandteil ist mit 60 bis 80 Prozent wasserhaltiges Aluminiumsilicat (Montmorillonit).
Zu den synthetischen Gelbildnern gehört die Polyacrylsäure, ein Polymer auf der Basis von Acrylsäure und Natriumsalz, die vorwiegend in Haar-Gelen zum Einsatz kommt. Vorteil dieser Substanz: Sie trocknet nahezu rückstandsfrei. Guarkernmehl verbessert die Nasskämmbarkeit der Haare. Andere synthetische Gelbildner wie Polyvinylalkohol und Polyvinylpyrrolidon kommen unter anderem in Haarsprays zum Einsatz.