Bart und Rasur
Das Rasieren des Bartes ist uralter Bestandteil der männlichen Körperpflege und wird, wie Funde aus der Steinzeit und altägyptischen Königsgräbern belegen, schon seit vielen Jahrtausenden ausgeübt. Bis heute unterliegt die Rasur vielfach religiösen, kulturellen und modischen Geboten.
In der Antike galten Bärte vielfach als Sinnbild männlicher Kraft und standen häufig als Privileg für Freiheit, Würde und Weisheit ihrer Träger. In Ägypten beispielsweise ging nur der einfache Mann bartlos, während die Pharaonen ihren Königsbart pflegten. Die alten Griechen dagegen verschmähten den Bart und rasierten sich. Zahlreiche Schabewerkzeuge in den Museen geben davon ein beredtes Zeugnis. Die Römer übernahmen von den Griechen die Sitte, sich zu rasieren. Bei ihnen gewann das Gewerbe der Barbiere an Bedeutung; und deren Rasierstuben wurden bis in die neuere Zeit zur Quelle für Tagesneuigkeiten und Klatsch. Kelten und Romanen trugen zur Zeit der Römerkämpfe noch häufig Bart, während sich später, ab ca. 450 nach Christus, die Bartlosigkeit durchsetzte und bis um 1500 Mode blieb. Aus jenen Jahren findet sich auf einem Holzschnitt von Jost Amann (1539-1591) erstmals ein Hinweis über die Verwendung von Seifenschaum beim Rasieren.
Den Durchbruch zur barbierlosen Eigenrasur ermöglichte erst 1904 die Patentierung des ersten Sicherheitsrasierapparates mit auswechselbarer Klinge in den USA. Bereits 1924 wurden 6 Milliarden Sicherheitsklingen verkauft. Anfang der 60er Jahre kam die erste rostfreie Rasierklinge auf den Markt und wenige Jahre danach ließen neuartige Doppelklingensysteme dem Barthaar kaum noch eine Chance. Später ermöglichte ein synthetischer Gleitstreifen auf der Klingenschneide eine noch sanftere Führung. Inzwischen haben sich neben den Kosmetikherstellern auch Designer des Rasierens angenommen: Heute ist eine Vielzahl unterschiedlich gestalteter Handrasierapparate erhältlich, die die Nassrasur nicht nur zu einem körperlichen, sondern sogar zu einem ästhetischen Genuss machen können.
Haarmode für Männer
Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es weitaus mehr Herren- als Damenfriseure. Auch die Friseure selbst waren in ihrer großen Mehrheit männlich. Hauptgeschäft der Friseure war jedoch nicht das Haareschneiden, sondern wie zu römischen Zeiten die Rasur. Gelegentlich besserten die Friseure ihren spärlichen Verdienst mit Zusatzleistungen, wie Zähne ziehen oder Gehörgänge reinigen, auf.
Mit der Erfindung des „Rasierhobels“ um 1901, einem Vorläufer der heutigen Nassrasierer, begannen die Barbiere um ihre Existenz zu fürchten. In den Jahren 1908-1910 forderten die Friseurinnungen in manchen Städten vergeblich das Verbot des neuen Rasierinstruments. Rasierapparate für den Hausgebrauch entwickelten sich zum Verkaufsschlager.
Das Bild der Frisurenmode war bis Mitte des 20. Jahrhunderts von preußischer Disziplin und Gründlichkeit geprägt. Die Haare wurden bei Männern fast ausschließlich trocken geschnitten. Männerkosmetik war ein Fremdwort. Männliche Körperpflege bestand aus Kernseife, Rasierschaum, manchmal etwas Rasierwasser, das war’s. Das Äußere der Männer war in jeder Beziehung einfach, zweckmäßig und unauffällig – gleich ob es um Haare oder Kleidung ging.
Mit dem Wandel von Werten und Lebensgefühl in den „Swinging Sixties“ entstanden auch neue Frisurenbilder. Die Veränderung der Männerfrisuren begann mit der Beatles-Ära: Die „Pilzköpfe“ machten Furore und setzten Haartrends. Plötzlich wurde die Mode bunter, die Haare länger – zum Entsetzen der älteren Generation. Veränderte Haarschneidetechniken waren gefragt. Mitte der 60er Jahre war die bisherige Schnittmethode „out“; eine moderne Frisur musste jetzt nass geschnitten werden. Die 70er und 80er Jahre brachten den wilden Lockenlook alla Paul Breitner, luftgetrocknete Dauerwellen und Minipli, bestehend aus kleinsten Locken, auch für Männer. Doch bereits Mitte der Siebziger wurden die Männerhaare wieder etwas kürzer. Der Messerhaarschnitt, mit dem fransig und asymmetrisch gestuft und ausgedünnt werden kann, erlebte ein Comeback. Anfang der 90er Jahre wurde auch der Facon-Schnitt wieder modern: Hinten und an den Seiten kurz – oben etwas länger, über Kamm und Schere werden die Konturen dieser Kurzfrisur herausgearbeitet. Es gibt sie von militärisch-zackig bis flippig-modern und farbig coloriert. Zehn Jahre später waren die luftgetrockneten Dauerwellen der vergangenen Jahre schon wieder out.
Männerdüfte
Im antiken Griechenland war Männerschönheit eine natürliche Selbstverständlichkeit. Davon zeugen zahllose makellose Steinskulpturen. Etwa 3000 v. Chr. verbreitete sich die Körperpflege von Ägypten über den gesamten Mittelmeerraum aus; Duft gehörte untrennbar dazu. Sowohl Römer als auch Griechen glaubten, durch äußere Sauberkeit auch eine innere Reinigung zu vollziehen. Mit wachsendem Einfluss des Christentums jedoch verloren Duft und Salben zunehmend an Bedeutung. Als Höhepunkt des gestörten Verhältnisses zu Wasser und Seife gilt der Hof des Sonnenkönigs Ludwigs XIV, bei dem es lediglich eine Badewanne für das gesamte Schlossvolk gab.
Dagegen liebte es Napoleon I, sich zu pflegen und zu baden. Seine Parfum-Rechnungen sollen astronomische Höhen erreicht haben. Der erste Herren-Duft „Jockey Club“ wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf den Markt gebracht, benannt nach einem Lokal in London, in dem die damals populären Dandys verkehrten.
Den großen Durchbruch feierte der Duft für den Mann zu Beginn der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Endlich war er nicht mehr nur den Reichen und Privilegierten vorbehalten. Mit dem Aufschwung der Parfumindustrie wurden Duftwässer insgesamt erschwinglicher. Heute ist der Duft für den Mann aus der männlichen Körperpflege nicht mehr wegzudenken.