„Sehen und gesehen werden“ – klingt nach einem veralteten Motto sozialer Interaktion. Beim sozialen Miteinander spielen die Fragen: Wie kann ich selbst mich gut darstellen, wie reagieren die anderen auf mich, eine zentrale Rolle. Allerdings haben sich die Darstellungsszenarien geändert, was früher die Flaniermeile war, ist für Jugendliche heute eher die Plattform – die Präsenz in sozialen Netzwerken – vor allem Instagram. Beachtung und Interesse für Inhalte und Personen zeigt sich dort an der Zahl der „follower“. Die Follower und deren möglichst positiven Kommentare sind entscheidend für das eigene Selbstwertgefühl, tragen zur Selbstfindung der User bei.
„Auf Instagram versuchen viele Jugendliche, eine rundum kontrollierbare Traumwelt zu installieren, in der alles perfekt ist und sie unangreifbar sind“, so eines der Ergebnisse der aktuellen Jugendstudie „Insta ungeschminkt“, die vom IKW (Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e.V.) in Auftrag gegeben wurde.
„Die intensive Nutzung von Instagram dient den Jugendlichen dazu, die Kontrolle in ihrem Leben zurückzugewinnen. Hier inszenieren die Jugendlichen sich eine heile Welt. Es ist eine Flucht vor dem Fiesen und Bösen der Realität. Auf Instagram ist dagegen alles sehr schön und harmonisch.“ Die Jungen und Mädchen erschaffen sich so eine Parallelwelt, in die sie sich immer häufiger zurückziehen. Zwei Drittel von ihnen sind gerne auf Instagram, weil sie sich dadurch vom Alltag ablenken können. Mehr als 50 Prozent sagen, dass sie auf Instagram in eine schöne und heile Welt eintauchen können, so Ines Imdahl, Studienleiterin und Geschäftsführerin von Lönnecker & Imdahl rheingold salon.
Bevorzugte Themen, mit denen sich die jungen Menschen auf Instagram beschäftigen, sind daher Mode, Sport oder Lifestyle. Das inspiriert sie. Tiefgründiges aus Gesellschaft, Politik oder Wirtschaft, über das sie nachdenken müssten, spielt dagegen kaum eine Rolle. Obwohl sich die Jugendlichen bewusst sind, dass die gezeigten Bilder konstruiert und inszeniert sind, akzeptieren sie die Bilder so, wie sie sind. Nur 14 Prozent erleben die Fotos als künstlich. Fast 30 Prozent nehmen sie vielmehr als „gut aufgebessert“ wahr. Mit zumeist standardisierten Posen, die allgemein akzeptiert sind, und einem perfekten Make‐up oder Haarstyling zeigen sich die Jungen und Mädchen ihren Followern dagegen gerne. Denn so gehen sie kein Risiko ein und machen sich unangreifbar. Mehr als 60 Prozent der Mädchen sagen, dass sie sich für Make‐up, Haarstyling oder Augen‐Make‐up auf Instagram interessieren. Für 40 Prozent der Jungen ist das Haar‐Styling besonders wichtig.
Studiengrundlage: Im Rahmen der qualitativen Befragung wurden Gruppeninterviews mit insgesamt 24 jungen Frauen und Männern im Alter von 16 – 22 Jahren durchgeführt. Für die repräsentative quantitative Befragung wurden mehr als 1.000 junge Frauen und Männer im Alter von 14 – 21 Jahren befragt.
Quelle: Industrieverband Körperpflege‐ und Waschmittel e. V., Seite www.ikw-jugendstudie.org